|    | Die 
                Entscheidung, ein Pferd zu kaufen, sollte gut überlegt sein. 
                Doch damit allein ist es nicht getan. Mindestens ebenso wichtig 
                ist, dass sich der zukünftige Pferdebesitzer im Vorfeld, 
                genau überlegt, was er von seinem zukünftigen vierbeinigen 
                Partner erwartet. Vor allem für Freizeitreiter kein einfaches 
                Unterfangen.
 Zweifelsohne hat jeder schon einmal mit verzücktem Blick 
                vor einem Verkaufsmagazin gesessen oder die Pferde eines bekannten 
                Züchters live auf ihrer Weide bewundert und ist dabei ins 
                Träumen geraten. Oder aber hat sich unsterblich in den als 
                unreitbar, deshalb sehr günstigen lackschwarzen Junghengst 
                verguckt. Aber Träume sollten Träume bleiben und bei 
                der Kaufentscheidung eine ordentliche Portion gesunder Menschenverstand 
                zum Tragen kommen. Wer nun glaubt, ein so genanntes Freizeitpferd 
                sei besonders günstig zu haben, der irrt gewaltig, denn gerade 
                die Anforderungen, die an einen unkomplizierten Allround-Partner 
                gestellt werden, sind nicht zu unterschätzen und bedürfen 
                deshalb einer soliden Ausbildung
 
 
   Was will ich?
 Hier soll nun nicht die Lanze für oder gegen einen bestimmten 
                Typ Pferd gebrochen werden. Das wäre ungerechtfertigt. Auch 
                hoch spezialisiert gezüchtete und ausgebildete Pferde können 
                zuverlässige Partner für „Normalreiter“ 
                sein, das belegen zahllose Pferd-Reiter-Teams. Allerdings ist 
                ein ausgebildeter Reiner sicherlich nicht unbedingt für den 
                unsicheren Reiter geeignet, der nur jeden Sonntag eine Stunde 
                im Schritt im Gelände „zockeln“ will.
 
 In erster Linie muss ein Freizeitpferd charakterlich einwandfrei 
                sein, denn es soll seinem Reiter Freude und Entspannung bereiten. 
                Ein hochbegabtes Cuttingpferd darf beim Putzen und Satteln unruhig 
                scharren, Hauptsache es cuttet gut. Ein „Nur „ Freizeitpferd 
                dagegen sollte möglichst ruhig am Putzplatz stehen, wenn’s 
                mal ein bisschen länger dauert. Dies ist nur eines von zahllosen 
                Beispielen. Fakt ist außerdem, dass ein Freizeitpferd meist 
                möglichst vielseitig einsetzbar sein muss: Neben einer soliden 
                Grundausbildung, die vernünftiges Reiten erst möglich 
                macht, sollte es vor allem geländesicher sein. Das beinhaltet 
                übrigens, dass es jederzeit auch in der Gruppe zum Stehen 
                gebracht werden kann (gleichgültig aus welcher Gangart und 
                in welchem Geläuf), dass es problemlos alleine vom Stall 
                weggeht, dass es gegebenenfalls mal über einen Baumstamm 
                springt, dass es sich anstandslos verladen lässt, denn auch 
                ein Freizeitreiter möchte vielleicht mal einen Wanderritt 
                oder einen Playday mitmachen und vieles mehr.
 
 Und hier sind wir bereits beim nächsten Punkt: Möchte 
                ich an Veranstaltungen teilnehmen, so können die Anforderungen 
                an mein „Nur“-Freizeitpferd ins Unendliche gehen. 
                Will ich z.B. auf einem Distanzritt starten, so wird mein Pleasure-Pferd 
                wahrscheinlich eine Fehlbesetzung sein. Kann ich aber wirklich 
                nur am Wochenende reiten, so sollte der Vierbeiner eher ruhigen 
                Gemüts sein, so dass ihm unter der Woche sein täglicher 
                Auslauf genügt bzw. ich ihn einer Reitbeteiligung anvertrauen 
                kann.
 
  
 Alter und Geschlecht
 Auch Alter und Geschlecht spielen eine große Rolle. So sollte 
                der Wunsch nach einem Hengst als Freizeitpferd konsequent abgetan 
                werden, auch wenn man noch so gut reitet. Man tut sich und dem 
                Pferd keinen Gefallen, selbst wenn das problemlose Handling von 
                Hengsten immer wieder propagiert wird. Auch ein mühelos zu 
                reitender und zu anderen Pferden freundlicher Hengst wird in den 
                allermeisten Fällen einzeln gehalten werden müssen. 
                Mit ernsten Auswirkungen: Ganz schnell wird aus dem problemlosen 
                Reithengst ein Rüpel, der seine Rangkämpfe mit dem Menschen 
                austrägt. Und die Portion Erfahrung und Pferdekenntnis, die 
                man benötigt, um einen solchen Vierbeiner in seine Schranken 
                zu weisen, dürfte den meisten Erstpferdebesitzern fehlen.
 
 Wallach und Stuten sind dagegen unproblematisch, beide können 
                in Gesellschaft gehalten werden und hinterfragen bei entsprechender 
                Erziehung selten die Autorität des Menschen. Manchen Stuten 
                sagt man allerdings eine gewisse Zickigkeit nach und es gibt durchaus 
                Exemplare die immer zur Rosse hin ihre kleinen Macken ausleben.
 Auch das Alter spielt 
                bei der Wahl des Pferdes eine nicht zu unterschätzende Rolle. 
                Während ein Jungpferd noch keine solide Grundausbildung hat 
                und oft an Zuverlässigkeit zu wünschen übrig lässt, 
                sind Pferde im „ besten Alter“ auf dem Höhepunkt 
                ihrer Leistungsfähigkeit und ihres Könnens und dementsprechend 
                teuer. Dafür hat der zukünftige Besitzer allerdings 
                dann auch ein Pferd, dass im besten Fall rittig ist, ordentlich 
                gymnastiziert und konditioniert und bereits vielseitige Erfahrungen 
                gesammelt hat.
 Mit zunehmendem Alter werden Pferde zuverlässiger. Jemand 
                der nur gemütlich spazieren reiten möchte oder ein schwacher 
                Reiter, der dazulernen möchte oder aber auch ein ambitionierter 
                Jugendlicher, der seine ersten Erfahrungen auf einem „alten 
                Hasen“ sammeln möchte, ist mit einem älteren Pferd 
                (jenseits der 16 Jahre) bestens bedient, solange es gut im Training 
                ist und seinem Leistungsstand entsprechend geritten wurde. Solch 
                ein Pferd – oftmals „ausgediente“ Sportpferd 
                können ihrem neuen Besitzer noch lange Jahre Freude bereiten 
                und eignen sich auch als Familienpferde besonders gut. Besonders 
                wichtig ist natürlich beim Ankauf eines älteren Pferdes 
                eine aussagekräftige Ankaufsuntersuchung sowie eine realistische, 
                verlässliche Einschätzung des Tierarztes, mit welchen 
                kleinen Defiziten das Pferd dennoch ein zuverlässiger Reitpartner 
                sein kann bzw. wo ernsthafte Probleme liegen, die man nicht tolerieren 
                sollte. Im Gegenzug dazu sind ältere Pferde meist günstiger 
                in der Anschaffung und sehr häufig wirklich „abgeklärt“, 
                ideal also für unsichere, ängstliche Reiter.
 
 
   Der Typ
 Wie eingangs gesagt, hat wohl jeder Reiter eine Vorliebe für 
                einen bestimmten Typ Pferd. Dennoch liegen zwischen Traum und 
                Realität oft Welten. Das Verhältnis zwischen reiterlicher 
                Beanspruchung, reiterlichen Ansprüchen und nicht zuletzt 
                das Größenverhältnis Pferd/Reiter muss aufeinander 
                abgestimmt sein. Ein Reiter, der knapp zwei Meter groß und 
                dementsprechend schwer ist, benötigt nun mal einen Gewichtsträger 
                und kein feingliedriges Pferd, dessen Maße knapp über 
                dem Ponystockmaß liegen.
 
 Auch was das Temperament angeht, sollte der Freizeitreiter realistisch 
                sein: Der schwache Reiter wird auf dem selbstbewussten temperamentvollen 
                Jungreiner wenig reiterlichen Genuss finden, während der 
                stärkere erfahrene Reiter sich auf einem älteren Pleasurepferd 
                über kurz oder lang wahrscheinlich fehl am Platz fühlt.
 
 
 
 Der Preis
 
 „Ich habe eine schöne, gut gezogene und solide angerittene 
                fünfjährige Quarter Horse Stute angeboten bekommen, 
                aber die soll 7.000 Euro kosten“, empörte sich neulich 
                eine Reiterkollegin, “ aber das ist doch wohl ein bisschen 
                viel für ein Freizeitpferd.“ Tja, aber wenn es gesund 
                ist, ist es jeden Euro seines Preises wert. Denn: Dem Verkäufer 
                ist es letztendlich gleichgültig, ob sein Pferd weiter in 
                Zucht oder Turniersport gefördert wird oder ein gemütliches 
                Leben als „Nur“-Freizeitpferd fristet. Und: Auch für 
                den Freizeitreiter, so er denn über die finanziellen Mittel 
                verfügt bzw. verfügen will, ist dieses Pferd sein Geld 
                wert. Denn es bleiben ihm alle reiterlichen Möglichkeiten 
                offen. Was nicht heißt, dass er nicht auch für weniger 
                Geld, ein seinen Ansprüchen gerecht werdendes Pferd findet. 
                Eines gehört dazu zum Pferdekauf: Geduld und Hartnäckigkeit 
                bei der Suche.
 
 
 Friederike Fritz
 Mit freundlicher 
                Genehmigung vom Quarter Horse Journal,
 mehr erfahren Sie hier!
  
                
 
   
 Macht es Sinn, dass sich ein "normaler" Reiter 
                ein Fohlen oder einen Jährling kauft?
 Das kommt immer drauf 
                an was man selbst für Ziele und Erwartungen an das Pferd 
                hat. Unter "normaler" Reiter verstehe ich jemanden, 
                der die Reiterei mit viel Spaß, also als Hobby betreibt, 
                meist also ein oder zwei Pferde hat und diese über alles 
                liebt. Für so jemanden macht das meiner Meinung nach absolut 
                Sinn ein junges Pferd zu kaufen. So kann er sein Pferd von Anfang 
                an kennen lernen, eine Beziehung aufbauen und das Jungpferd auch 
                ein Stück weit prägen und erziehen. Das ist bei älteren, 
                bereits gefestigten Pferden oft weitaus schwieriger und zeitintensiver.
 Es ist eine wunderschöne Erfahrung, ein Fohlen von klein 
                an erleben zu dürfen, zu sehen, wie es sich entwickelt, wächst 
                und einen ganz eigenen Charakter ausprägt, zu dem der Mensch 
                oft einiges beitragen kann. Man wächst einfach ein Stück 
                weit zusammen, und es entwickelt sich – ein pferdegerechter 
                Umgang natürlich vorausgesetzt – eine tiefe Vertrauensbasis. 
                Wer träumt nicht von seinem Fury, der einem auf der Weide 
                entgegen galoppiert und wiehert, wenn man vom Zaun aus nach ihm 
                ruft ?
 
 Und man hat den großen Vorteil, dass man die Geschichte 
                des Pferdes von Anfang an kennt, kann den Werdegang und später 
                auch die Ausbildung selbst auswählen und beeinflussen.
 Aber auch wer größere Turnierambitionen hat, kann mit 
                dem Kauf seines "Nachwuchskrachers" durchaus einen guten 
                Griff machen. Mit etwas Erfahrung kann man auch schon auf der 
                Koppel ein Stück weit erkennen, welches Pferd eher mehr oder 
                weniger Talent hat. Die Abstammung gibt auch noch mal ein Stück 
                Sicherheit dazu. Absolute Sicherheit gibt es beim Kauf eines Fohlens 
                aber leider nicht. Da spielen einfach zu viele Faktoren eine Rolle, 
                die den Werdegang eines Youngsters beeinflussen können.
 
 Wer ausschließlich und kurzfristig weit vorne im Sport mitreiten 
                will, sollte eher ein älteres, bereits ausgebildetes Pferd 
                kaufen, das er auch Probereiten kann. Dann weiß er ganz 
                sicher, ob das Pferd zu ihm passt und ob es auch die Leistung 
                bringen kann, die er sich wünscht. Aber ein älteres 
                Pferd kann natürlich auch seine Nachteile mit sich bringen.
 Daher muss das jeder für sich entscheiden, was in seiner 
                jeweiligen Situation gerade die bessere Wahl ist. Es hat beides 
                seine Vor- und Nachteile, Jungpferde und ältere Pferde. Ich 
                jedenfalls habe den Kauf eines Jungpferdes bisher nie bereut und 
                werde es auch sicher wieder tun.
 
 C. Meffert
 
 
 
 
 
 Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen 
                gerne weiter,
 z.B. Dr. Ines von Butler-Wemken für den Bereich Vererbung/Genetik.
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