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 Dr.agr. Dr.agr. habil.
 Ines von Butler-Wemken
 ist Expertin 
                für für den Bereich Vererbung/Genetik im wittelsbuerger.com-Expertenforum. Dorthin 
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Mit Gentests können Erbkrankheiten beim Pferd bereits sicher erkannt und züchterisch bearbeitet werden. Der Schwerpunkt internationaler Genforschung liegt heute auf der Suche nach den Erbanlagen, die Gesundheitsmerkmale des Pferdes beeinflussen. Doch auch viele Pferdefarben sind bereits kein Rätsel mehr.
 
Nicht lebensfähige Fohlen verhindern
 Über Jahrzehnte hinweg hatten die Züchter bunter Pferde von nicht lebensfähigen weißgeborenen Fohlen berichtet. Auch in Europa gab es unter den Schecken diese Fohlenverluste. Die weißgeborenen Fohlen haben schon bei Geburt unheilbare Nervenentwicklungsstörungen und Nervendefekte. So wird unter anderem auch die Funktionsfähigkeit aller Verdauungsorgane und die Haarpigmentierung blockiert. Eine Arbeitsgruppe um Dr. Elisabeth Santschi an der US Universität von Minnesota konnte 1998 dann eine Genvariante bei den betroffenen Pferden aufspüren. Das züchterisch wichtige Resultat war ein Gentest beim Pferd. Mit dem OLWS-Test kann heute jeder Genträger bereits beim Fohlen sicher erkannt werden. Einzelgenträger sind vollständig gesund. Hier verursacht die Genvariante die bevorzugte bunte Frame Overo Scheckung. Die Fohlenverluste lassen sich jetzt tierschutzgerecht umgehen, wenn die Genträger nicht mehr miteinander verpaart werden.
 
 
   
 
  | GENTESTS FÜR
  ERBKRANKHEITEN BEIM PFERD |  
  |   |  
  |   | Erbkrankheit | Bisher betroffene
  Rassen |  
  | SCID | tödlich verlaufende
  Immunschwäche bei Doppelgenträgern; Einzelgenträger gesund | Arabisches
  Vollblutpferd und seine Kreuzungen (auch im Appaloosa und im Araber-Berber
  aufgetreten) |  
  | JEB | unheilbare
  Hauterkrankung bei Doppelgenträgern; Einzelgenträger gesund | Belgisches
  Kaltblutpferd und seine Kreuzungen, Comtois, Bretone. |  
  | GBED | tödlich verlaufende
  Störung des Glykogen-Stoffwechsels bei Doppelgenträgern; Einzelgenträger
  gesund | Quarter Horse und
  seine Kreuzungen, American Paint und im Appaloosa Bisher nur bei
  Nachkommen in der Linie ZANTANOON-KING beobachtet |  
  | HYPP | leichte bis schwere
  unheilbare Muskelerkrankungen Tritt bei Einzel-und
  bei Doppelgenträgern auf | Quarter Horse,
  American Paint und Appaloosa. Bisher nur unter
  Nachfahren des Hengstes IMPRESSIVE beobachtet |  
  | OLWS | Nicht lebensfähige
  weißgeborene Doppelgenträger für die Frame Overo Scheckung; Einzelgenträger
  sind gesunde Frame Overo Schecken | American Paint,
  Pinto, Quarter Horse, vereinzelt auch im engl. Vollblut und in Ponyrassen bei
  hohem Weißanteil nachgewiesen |  
  | HERDA | Nur bei
  Doppelgenträgern meist tödlich verlaufend Bindegewebsschwäche:
  Einzelgenträger sind gesund | Quarter Horse, American
  Paint, Appaloosa, Einzelfälle in weiteren Pferderassen. Im Westernhorse
  bisher nur unter POCO BUENO Nachkommen aufgetreten |  
  | PSSM
  Typ I | Wiederholter
  Kreuzverschlag Festliegen,
  Muskelerkrankungen Einzelgenträger und
  Doppelgenträger betroffen | In allen Pferderassen
  nachgewiesen; häufiger im Western Horse, Engl. Vollblut und in
  Kaltblutpferderassen |  
  | ASD | Augenentwicklungsstörung Nur Doppelgenträger
  betroffen, Einzelgenträger sind gesund  | Rocky Mountain Horse
  und seine verwandte Rassen |  
  | EMH (MH) | Muskelerkrankung bei
  Narkosen Einzelgenträger und
  Doppelgenträger betroffen | Tritt in allen
  Pferderassen vereinzelt auf; erschwert die PSSM Typ 1 Erkrankung deutlich. |  
  | CA | Gleichgewichtsstörungen Nur Doppelgenträger
  betroffen, Einzelgenträger sind gesund. Direkter Gentest in
  Vorbereitung.  | Arabisches
  Vollblutpferd und seine Kreuzungen Indirektes, aber sehr
  sicheres genetisches Testverfahren möglich.   |  
  | TRPM1 (LP) | Nachtblindheit. Alle
  Doppelgenträger für die Leopardscheckung (Tigerscheckung; Appaloosascheckung)
  betroffen, Einzelgenträger für die LP Scheckung sind gesund. | TRPM1 tritt in allen
  Rassen und bei allen Pferden mit der Tigerscheckung, auch Leoparscheckung
  oder Appaloosascheckung genannt auf. Erstes indirektes
  Testverfahren seit April 2010 möglich. Direkter Gentest in
  Vorbereitung |  
  | LFS | Nervenentwicklungsstörungen,aufhelltes
  Deckhaar Nur Doppelgenträger
  betroffen und nicht lebensfähig. Einzelgenträger
  gesund | Bisher sehr selten
  nur im Arabischen Vollblutpferd (asile Linien) beobachtet. Direkter Gentest wird
  ab Juni 2010 von der US Cornell Universität New York angeboten |  
 Weitere Erbkrankheiten schon gut im Griff
 
 Weitere Gentests gibt es bereits für mehrere unheilbare Stoffwechseldefekte, für die unheilbare Hauterkrankung JEB im Belgischen Kaltblutpferd und für den schweren kombinierten Immundefekt SCID im Arabischen Pferd. JEB, eine unheilbare Hauterkrankung und GBED, eine tödlich verlaufende Störung des Glykogenstoffwechsels beim Saugfohlen, finden sich in ihrer genetischen Zusammensetzung sogar deckungsgleich beim Menschen wieder. Hier hat man mit den Kenntnissen aus der Humangenetik sichere Gentests zum Schutz der Pferde aufgebaut. JEB hat sich im Belgischen Kaltblutpferd in Nordamerika unerwartet stark verbreitet, 20 Prozent der überprüften Tiere hat man dort bereits als JEB-Einzelgenträger aufgedeckt. Bei ihrer Verpaarung können mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent nicht lebensfähige JEB Doppelgenträger unter den Fohlen auftreten. Diese Verluste werden vollständig verhindert, wenn die Einzelgenträger nicht mehr verpaart werden.
 
 Medizinische Geheimnisse aufklären
 
 Wichtige weitere Forschungsarbeit wird die Suche nach den genetischen Wirkungen für die große Gruppe der Atemwegserkrankungen, Allergien, Muskeldefekte, Stoffwechselstörungen und weitere Erkrankungen des Bewegungsapparates des Pferdes sein. Der Problembereich Kolik und Gelenkschäden steht hier bei den internationalen Forschungsarbeiten im Vordergrund. Solche Erkrankungen werden meist von vielen Erbanlagen und Umweltwirkungen hervorgerufen. Hier die exakte molekulargenetische Basis zu erforschen zeigt sich zur Zeit als größte Herausforderung auch bei humangenetischen Arbeiten. Forschungen am Pferd wurden in ersten Schritten aufgenommen. Doch auch für die komplex zusammengesetzten Merkmale wird die Pferdezucht von den Fortschritten aus der Genetik profitieren. Die Aufdeckung genetischer Ursachen für Krankheiten und Defekte wird letztendlich nicht zu einem vollständig erbfehlerfreien und zu einem krankheitsfreien Pferd führen. Die genetischen Arbeiten werden aber medizinische Geheimnisse des Pferdes aufklären. Sie können eindeutige Krankheitsdiagnosen und effektive Behandlungsmethoden ermöglichen. Mit Gentests lassen sich zudem schon jetzt schwere Erbfehler und somit Leid für betroffene Tiere umgehen.
 
 
  
                
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