|  | Fast zehn Prozent der 
                eingesetzten Pferde gehen heute wegen unheilbaren Atemwegserkrankungen 
                frühzeitig ab. Über 50 Prozent haben in Feldstudien nach dem vierten 
                Lebensjahr bereits erste Schäden im Atembereich. Diese Tiere sind 
                die Huster von Morgen, wenn die Haltungsbedingungen nicht grundlegend 
                verbessert werden. Neben direkten Krankheitserregern, wie Viren 
                und Bakterien, werden die Atemwege des Pferdes vordringlich durch 
                den Staub und seine Schadstoffe geschädigt. Die medizinische Vorbeugung 
                mit der sogenannten Hustenimpfung reicht daher nicht aus, auch 
                die Staubbelastung für die Tiere muss in allen Bereichen konsequent 
                reduziert werden. Hierbei ist der gesamte Haltungsbereich mit 
                Futter, Stall und Reitanlage zu beachten.
 Die Futterqualität prüfen
 
 Eine ständige Aufnahme von Stallstaub und seinen Schadstoffen 
                führt beim Pferd letztendlich zu einer unheilbaren chronischen 
                Bronchitis. Hustenanfälle während der Futteraufnahme und die verstärkte 
                Bauchatmung sind Alarmzeichen für jeden Pferdehalter, unverzüglich 
                veterinärmedizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Allzu oft wird 
                der erste Pferdehusten nicht ernst genommen und mit einer „leichten 
                Erkältung“ missgedeutet. Pferdehusten aber ist bereits mit dem 
                Asthma des Menschen und mit dem Entstehen einer chronischen Bronchitis 
                gleichzusetzen. Im Futter können sich Schadstoffe, wie Pilzsporen, 
                Milbenkot, bakterielle Giftstoffe und verschieden große Staubpartikel, 
                befinden. Giftstoffe, die bei einem Bakterienbefall freigesetzt 
                werden, bezeichnet man als Toxine. Hoher Gehalt findet sich regelmäßig 
                in verunreinigtem Heu, in nicht gereinigtem Hafer und im älteren 
                Stroh. Toxine führen beim Pferd zu schweren Entzündungen der Atemwege. 
                Auch Pilzsporen sind in einem verunreinigten Futter stark angehäuft. 
                Auf diese Erreger und auch auf den Milbenkot, den die Futtermilben 
                im Stall- und Futterstaub hinterlassen, reagieren Pferde letztendlich 
                mit schweren asthmaähnlichen Anfällen. Die Keimbelastung durch 
                das Futter kann hier durchaus dramatisch zunehmen, wenn eine ungünstige 
                Ernte und schlechte Lagerbedingungen vorliegen. Nicht selten werden 
                gerade im Hafer hohe Keimbelastungen vorgefunden. Hafer muss nach 
                der Ernte sorgfältig getrocknet und vor der Verfütterung über 
                sechs bis acht Wochen fachgerecht gelagert werden. Vor dem Ankauf 
                bzw. der Fütterung empfiehlt es sich eine Qualitätsprüfung durchzuführen 
                und grundsätzlich kein feuchtes, verunreinigtes oder dumpf-muffiges 
                Futter einzusetzen. Hafer mit einem hohen Hekto-Liter-Gewicht 
                (über 54 kg) hat hier nicht nur einen höheren Futterwert für Pferde, 
                sondern auch ein deutlich herabgesetztes Risiko für die Gesamtkeimbelastung. 
                Wer sicher gehen will, kann Hafer auf die Gesamtkeimzahl untersuchen 
                lassen. Bei Milbenbefall darf das Futter nicht mehr eingesetzt 
                werden. Der Restfeinstaub im Krippenfutter muss bei Hustern mit 
                Wasser oder mit Melasse gebunden werden. Staubpartikel unter 5µm 
                gelangen beim Pferd bis in die tiefen Lungenbereiche. Hier hat 
                pelletiertes Futter gegenüber dem schrotförmigen Futter dann doch 
                deutliche Vorteile. So hat pelletiertes Futter einen durchschnittlichen 
                Anteil mit tief lungengängigem Staub von 0,45 mg/m³, schrotförmiges 
                Futter hingegen einen Anteil von 0,30mg/m³. Vor oder nach dem 
                Schroten von Getreide kann diese Staubbelastung aber durch eine 
                Zugabe von Pflanzenöl (ein bis drei Prozent) wirkungsvoll reduziert 
                werden. Ein Vorgehen, dass sich insbesondere bei Pferden mit bereits 
                vorgeschädigtem Atemtrakt empfiehlt.
 
 Auch die Strohqualität muss stimmen
 
 Ebenso kann zu kurz gehäckseltes, verschimmeltes oder verunreinigtes 
                Heu und Stroh zu erheblichen Gesundheitsschäden führen. Doch auch 
                bei qualitativ hochwertigem Rauhfutter ist die Staubbelastung 
                für Pferde oft noch zu hoch. Zur Reduktion kann Heu gewässert 
                werden. Hierzu wird das Rauhfutter ca. eine halbe Stunde vor der 
                Fütterung in ein Wasserbad getaucht und anschließend auf einem 
                Rost abgetropft. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die zeitlich 
                längere Wässerung keinen Vorteil bringt. Durch das Wasserbad wird 
                der Mineralstoffgehalt des Rauhfutters reduziert, weshalb hier 
                doch auf einen zusätzlichen Futterausgleich geachtet werden muss. 
                Die Heu-Wässerung wird unumgänglich, wenn die Pferde schon eine 
                chronische Atemwegserkrankung haben und sie ist in vielen Reitställen 
                leider häufig schon Routine. Von der Firma Lanker wurden schon 
                vor zwanzig Jahren sogenannte Heurüstmaschinen entwickelt. Sie 
                befreien das Heu von Staub, Erde und weiteren Fremdkörpern, haben 
                sich mit ihrem hohen Kostenaufwand aber wenig in der Praxis durchgesetzt. 
                Mit recht gutem Erfolg wird das Rauhfutter bei bereits chronisch 
                erkrankten Pferden auch gegen Silage bester Qualität, Heucobs 
                oder Heubriketts ersetzt. Die Ansprüche an die Qualität der Silage 
                sind beim Pferd allerdings sehr hoch. Auch das Stroh muss sorgfältig 
                auf Qualität geprüft werden, schließlich wird es von den Pferden 
                ja auch gefressen. Bei Pferden mit chronischer Bronchitis empfiehlt 
                sich hier eine Umstellung auf eine andere Einstreu, zum Beispiel 
                auf Holzabfälle oder auf das fast staubfreie Flachs oder Hanf. 
                Für kleinere Bestände kann Kurzstroh Verwendung finden, dass von 
                den Herstellern abgepackt, getrocknet und entstaubt angeboten 
                wird. Verbrauch und Mistmenge lassen sich mit dieser Variante 
                zugleich um gut ein Drittel reduzieren, in größeren Ställen lohnt 
                sich hier auch die Anschaffung einer eigenen Häckselmaschine. 
                Hanfeinstreu ist weitgehend staubfrei, hat eine sehr hohe Saugfähigkeit, 
                ist gut geruchsbindend und erbringt ein erheblich reduziertes 
                Mistvolumen. Auch Flachs bzw. Leinenstroh reduziert den Mistanfall 
                in der Pferdehaltung bis zu 75 Prozent und ist sehr gut kompostierbar. 
                Eine eher kostenintensive Alternative zu Stroh, die sich aber 
                vor allem in kleineren Ställen anbietet, bei bereits erkrankten 
                Pferden zudem meist unumgänglich wird. Bei den Holzabfällen sollte 
                möglichst unbehandeltes Weichholz eingesetzt werden. Sehr schwer 
                erkrankte Pferde und solche mit Staub-Allergien müssen auf einen 
                weichen Bodenbelag (Gummibelag) ohne Einstreu umgestellt werden.
 
 Die Stallarbeit staubarm durchführen
 
 Schon relativ einfache Maßnahmen können die Staubbelastung während 
                der Stallarbeit um fast 80 Prozent reduzieren. Dies haben eingehende 
                Untersuchungen an der Technischen Universität München unter Leitung 
                von Frau Dr. Zeitler-Feicht schon vor einigen Jahren aufgezeigt. 
                Eine besonders hohe Staubbelastung entsteht im Stall bei allen 
                Einstreuarbeiten wie bei dem Aufschütteln von Heu und sogar auch 
                bei dem Einschütten von Kraftfutter in die Futterkrippen. Das 
                Rauhfutter sollte demnach nicht übermäßig aufgeschüttelt werden, 
                Kraftfutter mit Bedacht vorgelegt werden. Immer empfiehlt sich 
                auch ein Nasskehren der Stallgassen. Falls möglich, sollten die 
                Pferde bei intensiven Einstreu- und Futterarbeiten in den Auslaufbereich 
                gebracht werden. Auch die Stalllüftung muss stimmen. In vielen 
                Pferdeställen reicht die alleinige Fensterlüftung nicht aus. Ausgewachsene 
                Pferde benötigen einen Mindestluftraum von 30 m³, im Bereich der 
                Pferde muss die Luftrate im Winter bei 150 m³, im Sommer bei 250-300 
                m³ pro Stunde liegen. In vielen Untersuchungen haben sich hier 
                Außenbox und Offenstallhaltung als optimaler aufgezeigt, einfach 
                weil die Pferde dann weniger Staubbelastung und ausreichend Luftraum 
                haben.
 
 Staubquelle Reithalle
 
 Den Luftverhältnissen beim Training kommt eine zentrale Bedeutung 
                für die Gesundheit der Pferde zu. Auch hier muss die Staubbelastung 
                bereits im Umgang mit dem gesunden Pferd konsequent beachtet und 
                reduziert werden. Mit der Bewegung wird die Lunge des Pferdes 
                intensiv belastet. Staubpartikel werden dann vermehrt aufgenommen. 
                So zählt die regelmäßige Beregnung des Reithallenbodens zu den 
                wichtigsten Haltungsmaßnahmen. Der Belag von Reitanlagen sollte 
                besonders in den Sommermonaten mehrmals täglich regelmäßig befeuchtet, 
                keinesfalls aber durchnässt werden. Auf dem Markt werden heute 
                vielfältige Beregnungssysteme für Reitanlagen angeboten. Vor dem 
                Kauf sollte ihre Brauchbarkeit möglichst unter Praxisbedingungen 
                eingehend überprüft werden.
 
 Haltung chronisch kranker Pferde
 
 Ist das Pferd bereits an einer chronischen Bronchitis erkrankt, 
                dann müssen veterinärmedizinische Behandlung und die bereits angesprochenen 
                Haltungsmaßnahmen miteinander kombiniert werden. Die Stall-Haltung 
                chronisch kranker Pferde wird hier auf eine Minimierung der Staubbelastung 
                in allen Bereichen ausgerichtet. Wechsel bei der Fütterung und 
                bei der Einstreu auf kostenintensive Verfahren und die Umstellung 
                des Stallhaltungssystems lassen sich dann bei den betroffenen 
                Pferden nicht mehr umgehen.
 
 
 
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