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 Dr.agr. Dr.agr. habil.
 Ines von Butler-Wemken
 ist 
Expertin für für den Bereich Vererbung/Genetik im wittelsbuerger.com-Expertenforum. Dorthin 
gelangen Sie hier. | Den Wachstumsknick 
                verhindern
 Saugfohlen werden meist im Frühherbst von den Mutterstuten abgesetzt. 
                Normalerweise sind die Fohlen dann schon über sechs Monate alt. 
                Auf den großen Vollblut Gestüten und in der Leistungspferdezucht 
                ist es heute allerdings vielfach üblich, Saugfohlen schon ab dem 
                4. Lebensmonat von der Stute zu trennen. Dies setzt ein optimales 
                Management mit ausgewogenem Futterplan voraus. Mit der Trennung 
                von der Mutterstute wird eine natürlich aufgebaute soziale Bindung 
                frühzeitig aufgebrochen. Für das Fohlen ist das Absetzen daher 
                immer mit einer besonderen Belastung verbunden. Diese wird größer, 
                wenn Saugfohlen nicht mit Jahrgangsgefährten aufwachsen können. 
                Verhaltensstörungen, wie etwa das Koppen und das Kreislaufen können 
                ihren Ursprung durchaus in einer nicht sorgfältig vorbereiteten 
                Trennung von der Mutterstute haben. Nicht selten lässt sich nach 
                dem Absetzen zunächst auch ein verzögertes Wachstum nachweisen. 
                Mit dem sogenannten kompensatorischem Wachstum wird diese Reduktion 
                zwar später meist wieder aufgeholt. Doch der Wachstumsknick und 
                das anschließende stärkere Wachstum führt beim Fohlen doch zu 
                einer deutlichen Veränderung der natürlich angelegten Wachstumskurve 
                und kann auch Skelettschäden ( "weiche Knochen") hervorrufen, 
                die sich nicht mehr ausgleichen. Einen solchen Wachstumseinbruch 
                haben Absatzfohlen wenn sie falsch abgesetzt werden, Körner und 
                Raufutter noch nicht in ausreichender Menge aufnehmen können oder 
                viel zu früh auf Anwelksilage umgestellt wurden. Eine Wachstumsdepression 
                wird aber auch bei Absatzfohlen folgen, die bei den Rangkämpfen 
                um die Futteraufnahme in der neuen Gruppe unterliegen.
 
 Fohlen in Gruppen halten
 
 Die Absetzer werden am günstigsten in großzügigen Laufställen 
                mit einem freien Zugang zum Auslaufbereich untergebracht. Bei 
                gleicher Grundfläche ist ein Rechteck immer einem Quadrat vorzuziehen. 
                Einzelfressstände verhindern Rangkämpfe bei der Futteraufnahme 
                und erlauben gezielte individuelle Fütterungsmaßnahmen auch bei 
                Gruppenhaltung. Abgesetzte Fohlen verhalten sich in den ersten 
                vierzehn Tagen gegenüber anderen Fohlen meist besonders aggressiv, 
                scharren und saugen an den Genitalien anderer Jungpferde. Die 
                Fohlen sollten daher möglichst mit vertrauten Jahrgangsgefährten 
                abgesetzt und gehalten werden. Durch frei zugängliche Auslaufbereiche 
                lassen sich Aggressionen zwischen den Jungtieren zudem sehr deutlich 
                reduzieren. Besteht diese Möglichkeit tatsächlich nicht, so ist 
                es besser, das Fohlen zunächst mit separater Fütterungsmöglichkeit 
                im Familienverband zu belassen. Dies gilt auch für Fohlen, die 
                in der Gruppenhaltung permanent abgedrängt werden. Eine Einzelhaltung 
                des Fohlens sollte nicht erfolgen. Geringe körperliche Belastung 
                und die Reizverarmung bei Einzelhaltung erhöhen die Stressanfälligkeit 
                des Jungpferdes ganz erheblich. Doch auch die Gruppenhaltung ohne 
                ausreichende körperliche Bewegung kann sich vor allem negativ 
                auf die Skelettreifung des Absetzers auswirken. Bei der Einzelhaltung 
                werden zudem alle Verhaltensbereiche nachhaltig gestört. So reduzieren 
                einzeln gehaltene Fohlen selbst bei optimaler Versorgung ihre 
                durchschnittlichen Liegezeiten im Vergleich zur Gruppenhaltung 
                um fast 25 Prozent.
 
 Den Absatzstress reduzieren
 
 Fohlen empfinden das Absetzen selbst insgesamt als weniger belastend, 
                wenn sie vorher bereits auf eine getrennte Fütterung (Körner und 
                Rauhfutter) eingestellt wurden. So haben umfangreiche Verhaltensstudien 
                gezeigt, dass eine vorhergehende getrennte Fütterung des Saugfohlens 
                mit Sichtkontakt zur Mutterstute zu den geringsten Stressanzeichen 
                beim Absetzen führt. Auch auf der Weide lässt sich dies gut mit 
                einem Fohlenschlupf realisieren. Mit geringem Aufwand wird hierzu 
                ein Weideteil abgegrenzt, zu dem nur die Fohlen Zugang haben. 
                Eine plötzliche vollständige Trennung von der Mutterstute kann 
                das Fohlen dagegen über einen längeren Zeitraum stark belasten. 
                Neben diesen züchterischen Maßnahmen, die vor allem das Sozialverhalten 
                des Pferdes berücksichtigen, wird es notwendig werden, einen sorgfältigen 
                Hygiene- und Fütterungsplan, möglichst mit fachlicher Unterstützung, 
                aufzustellen.
 
 
 Fragen? 
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