Wie Soenke Lauterbach
bei den Jahrestagungen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN)
in Hamburg berichtete, besteht daher noch nicht in allen Punkten
Konsens. Worum es geht, verrät der FN-Generalsekretär im Interview:
FN-aktuell: Worum
geht es bei den Leitlinien?
Soenke Lauterbach: Neben den Leitlinien Pferdehaltung
gibt das BMEL auch die Leitlinien Tierschutz im Pferdesport heraus.
Seit zwei Jahren wird an der Neuauflage dieser Leitlinien gearbeitet.
Vorab hat die FN dem BMEL einen überarbeiteten Entwurf zukommen
lassen, der von einer Expertenrunde der FN in mehreren Sitzungen
erarbeitet worden war. Im vergangenen Jahr fanden dann zwei Sitzungen
in Bonn statt. Dort saßen dann beispielsweise auch Vertreter
des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen und des Hauptverbands
für Traberzucht, der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer
in Deutschland, der Tierärztlichen Vereinigung Tierschutz,
des Deutschen Tierschutzbund und Vertreter der Tierschutzbeauftragten
der Länder mit am Tisch. In vielen Punkten herrschte Konsens,
aber wir mussten natürlich auch ein paar Kompromisse machen.
FN-aktuell: Wo
gibt es noch Uneinigkeit?
S. Lauterbach: Insgesamt konnten wir mit
fast allen unseren Positionen überzeugen und die Leitlinien
so gestalten, dass sie Sport und Zucht nicht im Wege stehen. Ein
Kapitel stand im Mai 2018 allerdings noch aus, der Ausbildungsbeginn
junger Pferde. Es war zu erwarten, dass dies eine schwierige Geburt
werden würde. Nun liegt auch das letzte Kapitel vor. Und
leider muss man sagen, dass sich die durchweg gute Zusammenarbeit
hier nicht fortgesetzt hat. Hier sind nun drei Dinge aufgeführt,
die fernab jeder guten und sachgerechten Praxis sind und denen
wir so nicht zustimmen können.
FN-aktuell:
Was verlangen die Leitlinien bezüglich des Ausbildungsbeginns
junger Pferde?
S. Lauterbach: Da geht es zum einen um ein
Mindestalter von 30 Monaten beim Beginn der eigentlichen Ausbildung
für den Nutzungszweck, also Reiten und regelmäßiges
Longieren. Hier standen vorher drei Jahre als Mindestalter geschrieben.
Der Stichtag wurde also sogar ein paar Monate nach vorne verlegt.
Insofern können wir damit sehr gut leben, auch wenn das beispielsweise
auf unser aktuelles Körsystem sicherlich Auswirkungen haben
wird. Es gibt aber auch Punkte wie die Haltungsform oder den Zeitpunkt
des ersten öffentlichen Auftritts, die wir so nicht stehen
lassen können und wollen?
FN-aktuell:
Um was geht es dabei konkret?
S. Lauterbach: In der Neufassung steht,
dass die Haltung von jungen Pferden am Beginn der Ausbildung in
Einzelboxen nur in Ausnahmefällen möglich sein soll.
Es sollte statt dessen Gruppenhaltung gewählt werden. Das
geht so natürlich nicht. Es steht nicht nur in Widerspruch
zu unserer vernünftigen Praxis, sondern auch zu den geltenden
Leitlinien Pferdehaltung desselben Ministeriums. Es geht auch
darum, dass der Stallwechsel eines jungen Pferdes bei Beginn der
Ausbildung nur mit einem ihm vertrauten Artgenossen erfolgen sollte.
Fernab jeder Praxis. Obwohl es vielleicht dem einen oder anderen
Händler gefallen würde, künftig immer Pferde im
Doppelpack zu veräußern. Und geht darum, dass im Text
steht, ein junges Pferd solle vor dem ersten Einsatz auf einer
Veranstaltung mindestens sechs Monate ausgebildet werden. Ja,
es gibt Pferde, bei denen das so ist. Oder die noch länger
brauchen. Andere Pferden lernen schneller. Daher macht eine Vorgabe
von Monaten an dieser Stelle überhaupt keinen Sinn.
FN-aktuell:
Wie ist das weitere Vorgehen?
S. Lauterbach: Wir haben dem BMEL sehr deutlich
gemacht, dass wir mit dem Inhalt dieses Kapitels nicht einverstanden
sind und diesem auch nicht zustimmen werden. Gemeinsam mit dem
Direktorium für Vollblutzucht und –rennen haben wir
um einen Termin mit der Landwirtschaftsministerin gebeten, um
unseren Standpunkt deutlich machen.
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