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                Wann sind Sie das erste Mal mit Westernreiten in Berührung 
                gekommen? Martin 
                Schaudt: Bei Cuttingreiterin Ute Holm. Bei Ihr durfte ich 
                unter Anleitung in den Cuttingsattel steigen.
 
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                Was war Ihr erster Eindruck? Martin 
                Schaudt: Es hat sehr viel Spaß gemacht.
 
 wittelsbuerger.com: 
                Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die Weltreiterspiele 
                im kommenden Jahr in Aachen? Martin 
                Schaudt: Ich schaue dem sehr positiv entgegen. Dressurreiter 
                müssen sich jedes Jahr neu für die Mitgliedschaft in der Dressurequipe 
                qualifizieren. Wir werden also noch abwarten müssen.
 
 wittelsbuerger.com: 
                Nach ihrer Premiere in Jerez werden die Westernreiter in Aachen 
                zum zweiten Mal an den Weltreiterspielen teilnehmen. Sehen Sie 
                das als Riesenchance für diese Reitweise? Martin 
                Schaudt: Ja klar, auf jeden Fall.
 
 wittelsbuerger.com: 
                Die Disziplin Reining erfährt durch die FN Deutsche Meisterschaft, 
                die Weltreiterspiele und das FEI World Masters einen großen Aufwind. 
                Könnten Sie sich die Deutsche Meisterschaft der Westernreiter 
                neben der Deutschen Dressur Meisterschaft in Balve vorstellen? Martin 
                Schaudt: Es gibt ja schon einige Veranstaltungen, auf denen 
                Western- und Dressurprüfungen parallel laufen. Vorstellbar ist 
                es also ohne weiteres, jedoch gestaltet sich das in der Praxis 
                auf dem Abreitplatz etwas schwierig: Dressur- und Westernreiter 
                fühlen sich dort öfters von der jeweils anderen Reitweise gestört. 
                Aber auch dafür gibt es Lösungen, wie zeitlich getrenntes Abreiten.
 
 wittelsbuerger.com: 
                Reining wird oft die „Westerndressur“ genannt. Worin sehen 
                Sie die größten Unterschiede zwischen Reining und der Klassischen 
                Dressur? Martin 
                Schaudt: Es gibt nur Unterschiede. Man sollte da eher 
                fragen, worin die Gemeinsamkeiten liegen. Der Dressurreiter möchte 
                sein Pferd mit schwungvoller Bewegung  und mit starkem Ausdruck 
                über einen länger anhaltenden Zeitraum in einem gleich bleibenden 
                Bewegungsfluss präsentieren. Der Ausdruck spielt hier eine sehr 
                wichtige Rolle. Der Westernreiter 
                hingegen zeigt einzelne, rasante Lektionen, die in ihrem Bewegungsfluss 
                unterbrochen sind. Vielleicht kann man die Reining sogar besser 
                mit dem Springreiten vergleichen als mit der Dressur. Denn Springpferde 
                zeigen auch rasante Bewegungen, die durch Tempobeeinflussung und 
                das Springen unterbrochen werden. 
 
 wittelsbuerger.com: 
                Vergleicht man die Entwicklung der beiden Reitweisen Klassische 
                Dressur und Western in den letzten 20 Jahren, so wird deutlich, 
                dass sich beide in einigen Punkten durchaus annähern. Was kann 
                ein Westernreiter von einem Dressurreiter lernen? Martin 
                Schaudt: In beiden Reitweisen ist der Sitz und die Einwirkung 
                des Reiters fundamental: Das Pferd, ganz gleich unter welchem 
                Sattel es geritten wird, sollte in seinem Bewegungsablauf nicht 
                durch den Reiter gestört werden.
 
 wittelsbuerger.com: 
                Welche Elemente einer Reining könnten Sie sich vorstellen, 
                beim Training eines Dressurpferdes einzusetzen? Martin 
                Schaudt: Keine. Das wäre eine Katastrophe.
 
 wittelsbuerger.com: 
                Das wichtigste Turnier für Reiningreiter, die NRHA Futurity 
                in den USA, ist nur für drei- und vierjährige Pferde. Ihr Dressurpferd 
                Weltall VA war zehn Jahre, als Sie in Athen Olympiasieger wurden. 
                Warum scheinen Dressurpferde ihren Zenith später zu erreichen 
                als Westernpferde? Martin 
                Schaudt: Weil sie langfristiger ausgebildet werden. Die Klassische 
                Reitlehre will ihre Pferde über einen langen Zeitraum immer schöner 
                und gesünder zeigen. Ein hohes Alter ist dabei also ein Vorteil. 
                Während Westernpferde oft mit vier oder fünf Jahren „fertig“ sind, 
                benötigt ein  Grand Prix-Reiter vier bis sechs Jahre, um sein 
                Pferd so auszubilden, dass es die Lektionen beherrscht. Wie viel 
                15-jährige Westernpferde gibt es im Sport?
 
 wittelsbuerger.com: 
                Wie würden Sie in drei Sätzen einem Dressurkollegen eine Reining 
                erklären? Martin 
                Schaudt: Rasantes Reiten mit Chaps, Westernhüten, Boots und 
                viel „Fun“. Ich glaube, einige Westernreiter legen dabei mehr 
                Wert auf Ihr Outfit  als auf die Rittigkeit ihrer Pferde. Westernreiten 
                bedeutet Spaß und Lockerheit und aus diesem Grund lassen sich 
                die meisten Neueinsteiger in Westernställen finden und nicht in 
                englischen Reitschulen, die zu oft noch nach alten, strengen Regeln 
                unterrichten. 
 
 wittelsbuerger.com: 
                Über 3.000 Westernreiter jubelten Ihnen heute abend zu, klatschten, 
                pfiffen und gaben Ihnen eine Standing Ovation. Haben Sie damit 
                gerechnet? Martin 
                Schaudt: Absolut nicht. Das war ein unglaubliches Erlebnis, 
                ein so begeistertes und tosendes Publikum − unglaublich 
                toll. 
 
 wittelsbuerger.com: 
                Sie gelten mit Ihrer Partnerin Nadine Capellmann als das Dreamteam 
                der Dressur. Über was unterhalten sich zwei Dressurprofis, wenn 
                es mal nicht um Pferde geht? Martin 
                Schaudt: Über Gott und die Welt: Politik, das Mittagessen…   |